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Geschichte der Gummistiefel

Schon die Urbevölkerung von Südamerika trug nachweislich eine Art Gummistiefel, wie archäologische Funde belegen. Bis die Möglichkeit aus diesem Naturkautschuk Gummistiefel herzustellen nach Europa kam, verging eine Weile. Zudem bewiesen die Europäer selbst als dieser Naturstoff ihnen bekannt war, kein großes Interesse, dass Sie daraus Gummistiefeln herstellen wollten. Das hängt wohl zum Teil auch mit dem schon seit langer Zeit verbreiteten Wunsch der Europäer nach Beq

Lebhafte Geschichte der Gummistiefel

Lebhafte Geschichte der Gummistiefel

uemlichkeit bei Kleidung bzw. Schuhwerk zusammen. Denn wasserfeste Kleidungsstücke auf Gummibasis klebten bei Hitze an den Füßen und Beinen etwas. Bei Kälte wurde das Material indes sehr schnell spröde.

Es war Charles Goodyear, der 1840 eine Entdeckung machte, die die Herstellung von Gummistiefeln revolutionieren sollte. Seine Entdeckung: Plastischer Kautschuk, vermischt mit Ruß und Schwefel und durch Erhitzung vulkanisiert. So wurde der Naturkautschuk, der inzwischen zu einem Exportschlager für Südamerika geworden ist, elastischer, klebte nicht und wurde auch nicht spröde. Nachdem dies unter den Verbrauchern damals bekannt wurde, steigerte sich der Absatz von Gummistiefeln enorm. Die erste Branche, in denen diese Gummistiefel eingesetzt wurden, waren die Landwirtschaft. Es gab recht schnell keinen einzigen unter der damaligen Landbevölkerung mehr, der keine Gummistiefel hatte. Die Arbeiten auf dem Hof und dem Feld wurden bis dahin überwiegend mit Holzschuhen verrichtet. Mit Gummistiefeln wurde auch die britische Armee ausgestattet. Im Stellungskrieg in Flandern im Jahr 1915 bewährten sich die Gummistiefel sehr gut in den Gräben bei den starken Regenfällen.

Hersteller

Charles Goodyear verkaufte auch eine Reihe von Lizenzen. So an den Amerikaner Hiram Hutchinson, der 1853 Frankreich eine Fabrik für die Herstellung von Gummistiefeln baute. Er war es letztlich, der die Landbevölkerung Europas mit Gummistiefeln versorgte. Das von ihm gegründete Label A l’Aigle (zu Deutsch: Adler), war ein Tribut an die Heimat des Fabrikanten, die USA und an dessen Wappentier. Bis heute produziert Hutchinson unter dem nun etwas verkürzten Markennamen AIGLE mit Sitz in Frankreich hochwertige Gummistiefel für den Einsatz in Freizeit und Beruf.

Schon 1855 wurde auch in Schottland eine Fabrik für die Herstellung von Gummistiefeln nach dem Patent von Charles Goodyear errichtet. Die Firma von Gründer Henry Lee Norris, die North British Rubber Company mit Sitz in Edinburgh, präsentierte im 100 Jahre nach ihrer Gründung einen damals innovativen grünfarbigen Gummistiefel, welcher bis heute sehr beliebt ist – den Original Hunter Boot. Unter anderem liefert der Hersteller seine Gummistiefel auch ins britische Königshaus.

Seit 1927 existiert ein weiteres Label, unter dessen Namen bis heute hochwertige Gummistiefel hergestellt werden – Le Chameau (also auf Deutsch, das Kamel). Es war damals der Franzoe M. Claude Chamot, der das Unternehmen gründete. In den 1920er Jahren wurden zudem weitere Fabriken gegründet, die sich auf die Herstellung von Gummistiefeln spezialisierten, wie

Phoenix AG in Hamburg

Semperit in Österreich

Auch diese beiden Unternehmen existieren bis heute, haben ihre Produktion allerdings umgestellt auf technische Gummiprodukte, die in der Industrie eine große Rolle spielen.

Elbit in Wittenberg und Romika mit dem Stammsitz in Trier produzieren allerdings bis heute Gummistiefel.

Veränderte Bedürfnisse

Die Geschichte der Gummistiefel ist eine Erfolgsgeschichte

Die Geschichte der Gummistiefel ist eine Erfolgsgeschichte

Alle Gummistiefel-Hersteller mussten sich im Laufe der Jahrzehnte anpassen. Einige einstigen Gummistiefel-Hersteller haben – wie Phoenix AG in Hamburg und Semperit in Österreich – ihre Produktionen umgestellt, andere Hersteller haben sich den veränderten Bedürfnissen ihrer Verbraucher angepasst. Waren Gummistiefel über Jahrzehnten bevorzugtes Schuhwerk bei nassem Wetter für Armee, für Landarbeiter, Angler und auch für den normalen Stadtbewohner, kamen Gummistiefel in den 1980er Jahren plötzlich aus der Mode. Denn irgendwie schienen Gummistiefel nicht so recht zu der damaligen Mode zu passen, wie Leggings und Longpullover. Und auch die Versorgung mit Arbeitsschuhen, die ebenfalls wasserdicht und zudem noch in viel mehr Bereichen einsatzfähig waren, wurden auf den Markt gebracht. Der Naturkautschuk bekam von anderen ebenfalls wasserabweisenden Materialien Konkurrenz.

Es schien, als wäre dies das Ende der Gummistiefel gewesen. In den Kitas waren Gummistiefel für Kinder dennoch weiterhin unersetzlich. Die Hersteller passten sich dem Trend an und stellten nicht nur Gummistiefel für kleine Füße her, sondern auch mit lustigen und farbenfrohen Motiven. Der gelbe oder grüne oder schwarze Gummistiefel fand nur noch in wenigen Bereichen Verwendung, nach wie vor zum Beispiel in der Landwirtschaft und beim Angeln.

Mit dem Ende der Sowjetunion auf politischer Ebene und der Öffnung der Grenzen von Westeuropa zu Osteuropa hin, gab es – unabhängig davon allerdings – auch in Sachen Gummistiefeln eine Veränderung. Gummistiefel erlebten eine wahre Reunion, und zwar zunächst im Bereich der Country-Mode. Knapp zehn Jahre, mit dem Millennium, trugen mit einem Mal auch zahlreiche Prominente im Rahmen von verschiedenen Events Gummistiefel. In der Zeit von 2005 bis 2008 wurden Gummistiefel zu einem modischen Accessoire, das jeder haben wollte. Bis heute gibt es von zahlreichen Modelabels vor allem für Frauen farbige und schön gemusterte Modelle, die auch zu anderen Kleidungsstücken des jeweiligen Labels passen.

Herstellungsmethoden damals und heute

Die Urbevölkerung von Südamerika, die die Möglichkeit entdeckte den Milchsaft des Gummibaumes dazu zu verwenden Schuhe wasserdicht zu machen, weichten diese Stoffschuhe oder Stoffe in den Milchsaft des dort heimischen Gummibaums ein und ließen den Stoff trocknen. Später wurden Gummistiefel ebenfalls noch per Hand hergestellt. Und zwar wurden dafür die zugeschnittenen Naturkautschukstreifen auf Aluminiumleisten aufgebracht und angedrückt. Ein Gummistiefel bestand damals aus bis zu 35 Einzelteilen. Diese wurden zusammengeklebt und im Heißluftofen bei 140 °C vulkanisiert. Auch die Halbautomatische Produktion sah noch die Teilproduktion in Handarbeit auf einem Leisten vor. Es wurden teils aber auch Pressformen verwendet.

Der industrielle Fortschritt bescherte den Gummistiefel-Herstellern letztlich die Möglichkeit der Vollautomatischen Produktion. Hierfür verwendet wird das Spritzverfahren, bei dem ein thermoplastischer Kunststoff mit Druck in eine teilbare Form gespritzt wird. Der fertige Stiefel kann nach dem Abkühlen aus der Form entnommen werden. Die von Beginn der halbautomatischen Fertigung bei Gummistiefeln vorhandene Trennfuge ist auch bei den im vollautomatischen Prozess hergestellten Gummistiefeln sichtbar.

Pflege

Da die für die Herstellung der Gummistiefel verwendeten Materialien wasserabweisend sind, ist die Pflege dieser Schuhe äußerst einfach. Grobe Verschmutzungen können einfach mit Wasser bzw. einer leichten Seifenlauge abgespült werden. Die Oberfläche kann mit Glycerin gepflegt werden. Dieses kann dem Reinigungswasser beigemischt werden. Alternativ kann das Glycerin auch unverdünnt aufgetragen werden. Das Glycerin schützt das Gummimaterial davor spröde zu werden. Die Oberfläche kann zur Auffrischung – also für neuen Glanz – mit Silikonöl behandelt werden. Eine solche Pflegebehandlung verhindert eine Materialalterung, die vor allem auf die Einwirkung von fettartigen Substanzen und von UV-Licht zurückzuführen ist.